
Zwischen Kontrolle und Gefühl – Theaterstück „Mango“ wirft kritischen Blick auf die Zukunft
Theater-AG der Cäcilienschule beeindruckt mit dystopischem Eigenwerk
Was passiert mit der Menschlichkeit, wenn ein System jede Entscheidung übernimmt? Mit dieser Frage setzte sich die Theater-AG der Cäcilienschule (TAC) in ihrem selbstentwickelten Stück „Mango“ auseinander – und schuf am 13. und 14. Juni eine ebenso eindringliche wie bedrückende Zukunftsvision, die das Publikum zum Nachdenken brachte, aber auch einige Lacher parat hielt.
Die Geschichte spielt in einer streng organisierten Zukunftsstadt, in der ein Punktesystem das Leben bestimmt – von Beruf und Wohnort bis zu Beziehungen. Künstliche Intelligenzen erfassen alle Daten und kontrollieren jede Entscheidung. Gefühle? Nicht vorgesehen. Im Zentrum stehen Eva, eine Kassiererin mit niedrigem Punktestand, und Ben, ein erfolgreicher Manager. Zwei Gegensätze, die sich trotz aller Systemregeln näherkommen – und damit eine gefährliche Grenze überschreiten. Ihre wachsende Zuneigung wird zum stillen Protest in einer Welt, die selbst das Denken überwacht.
„Mango“ basiert lose auf Motiven aus Falk Richters Electronic City, wurde aber von AG-Leiterin Kristina Ajrich gemeinsam mit ihrem Ensemble, bestehend aus Schüler*innen aus den Jahrgängen 10 bis 13, vollständig neu geschrieben. Entstanden ist eine dystopische Erzählung mit beklemmender Aktualität: Wer kontrolliert uns, wenn wir unsere Daten abgeben? Wer entscheidet über richtig und falsch, über Liebe, Erfolg und Zugehörigkeit, wenn Algorithmen alles bestimmen?
Die Inszenierung beeindruckte durch eine starke Bildsprache, die in erster Linie den fein abgestimmten, bedeutungsgeladenen Dialogen zu verdanken war. Darüber hinaus trugen die prägnante Licht- und Tonregie und ein minimalistisches, aber effektives Bühnenbild, das die sterile Atmosphäre der Zukunftsordnung spürbar machte, zur von der AG angestrebten Wirkung bei.
Besonders hervorzuheben ist die Leistung der Darstellenden, die aufgrund des diesjährig kleinen Ensembles von insgesamt sieben Spielenden gleich in mehreren Rollen zu sehen waren. Mit viel Ausdruckskraft verkörperten unter anderem Lucy Zelewski (als Eva) und Janno Albrecht (als Ben) den inneren Zwiespalt ihrer Figuren – zwischen Anpassung und Aufbegehren, Angst und Hoffnung.
Das Publikum dankte mit imposantem Applaus und sichtlich bewegten Reaktionen, die zumindest akustisch die noch freien Plätze auszufüllen vermochten.
Die Theater-AG bewies mit „Mango“ eindrucksvoll, wie aktuelles, gesellschaftskritisches Theater auch in der Schule gelingen kann – mutig, emotional und hochrelevant.





